Lektion für‘s Leben: Toast in der Nudelverpackung in Whanganui.

Whanganui befindet sich an einem wunderschönen Fluss und ist eine UNESCO Design-Stadt. Ich kam erst spät abends an. 


Im Wohnzimmer saßen ein paar Reisende gemütlich zusammen und ich gesellte mich gleich dazu. Ein Inder, ein Engländer, ein Schweizer und ein taiwanesisches Ehepaar. Es wurde über die eigenen Länder, deren Kultur und Sitten, über Essen und Trinken und eigentlich über Gott und die Welt gesprochen. Von dem Ehepaar erhielten wir leckere Snacks.

Der Inder erzählte wilde Geschichten aus seiner Heimat. Für ihn gab es nur die Möglichkeit dort zu bleiben und in den Krieg gegen Pakistan zu ziehen oder aus Indien auszuwandern und seine Familie zu verlassen. Für mich ist das unvorstellbar, solche Entscheidungen treffen zu müssen… Er lebte die letzten 10 Jahre in Dubai und hat am Flughafen gearbeitet. Was dort alles anscheinend so passiert, sage ich euch lieber nicht 😅. Verrückt, wie er uns das erzählt hat… als wäre es eine Abenteuergeschichte aus einem Buch.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zu einem See, welcher sich auf einem Hügel befindet. Eine Idylle der Ruhe umgeben von Entenfamilien. Ich lief um den See herum und genoss die entspannende Atmosphäre. Viele Paare und Familien verbrachten hier ihren Sonntag. Das zu sehen, entfachte bei mir das Gefühl, dass ich meine Familie und Freunde sehr vermisse. Das ist eben so, wenn man alleine auf Reisen ist. Jedoch macht es mich andererseits sehr glücklich, alles alleine entscheiden zu können, jeden Tag aus der Komfortzone geworfen zu werden und weitere „Lebenslektionen“ lernen zu dürfen. 


Nachmittags saß ich mit David im Garten in unserem Hostel. Ein 70-Jähriger Mann aus Liverpool, der mir die letzten Tage seine halbe Lebensgeschichte erzählt hat. Bei englischem Schwarztee mit Milch stellte er mir seine weibliche Bekanntschaft vor, die er kennengelernt hat. Eine Neuseeländerin. Ein nettes Kaffeekränzchen. Die zwei hatten über die Tage mehrere Treffen. Ich glaube, David war verliebt. 😅


Da noch so viel Zeit vom Tag übrig war, lief ich noch zum War Memorial Tower, von welchem ich den Sonnenuntergang beobachtete. Hier in Neuseeland habe ich täglich wunderschöne Aussichtspunkte, die ich sehr genieße. Langsam kommt es mir so vor, als würde ich euch immer von meinen tollen Ausblicken erzählen. Diese sind hier eben an jeder Ecke 😉. 


Die nächsten zwei Tage waren nicht all zu spannend. Ich genoss die angenehmen Sommertemperaturen, lief am Fluss entlang und David erzählte mir zwischendurch immer wieder von seinen Treffen mit seiner Bekanntschaft, während seinem Aufenthalt hier.

Eines möchte ich euch noch mitgeben. In jedem Ort lerne ich tatsächlich immer eine wichtige Lektion. Von dieser erzähle ich euch jetzt. 

An einem Morgen kam das taiwanesische Paar mit einem größeren Sack zum Frühstückstisch. Dieser sah wie eine Verpackung von Fertig-Nudeln aus. Eine junge Frau neben mir meinte auf deutsch: „Diese Asiaten immer… essen am Morgen schon ihre Nudeln mit Stäbchen. Wie kann man das nur frühstücken…“ Ich schaute sie verblüfft an. Innerlich verspürte ich den Drang, das Paar aus Taiwan zu verteidigen. Etwas verärgert erwiderte ich, dass das eben deren Kultur ist und das ihre Sache ist, was sie frühstücken. Die Frau lachte nur und verließ den Raum. 

Danach packte das Paar Toast und Marmelade aus dem Sack aus und keine Fertig-Nudeln. Mein Appell an euch: Verurteilt eure Mitmenschen nicht sofort. Keiner weiß, was hinter der Fassade steckt, wie die Leute sind oder was sie vielleicht durchmachen mussten. Alle haben eine Geschichte.

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