Mit dem Bus fuhr ich 2h in den Südosten nach Napier. Diese kleine Stadt soll eine Zeitreise zurück in die 50er-Jahre sein, was ich zum aktuellen Zeitpunkt nur bestätigen kann. Die Fassaden, die antiken Vintage-Stores und auch teilweise Oldtimer spiegelten dieses Zeitalter wieder.





Dieser Ort ist geprägt von herausragender Kunst, gutem Wein und berührender Historie. 1931 zerstörte ein Erdbeben große Teile davon. In kürzester Zeit hat die Gemeinde ihre Heimat wieder aufgebaut. Tipp: Im örtlichen Museum gibt es dazu eine besondere Ausstellung, die Gänsehaut bereitet.
Am selben Abend lag ich im Bett und konnte sogar selber ein kleines Erdbeben spüren, denn das ganze Hostel hat vibriert. Für die Einwohner dort ist das ganz normal (und ich hatte nur einen kurzen Moment Panik 😅).
Die zwei Tage in Napier verbrachte ich damit, mich etwas zu erholen und in coolen Shops zu stöbern, denn mich interessieren auch die Produkte, die in Neuseeland verkauft werden. Egal ob Möbel, Lebensmittel oder auch Bücher. Ich freue mich immer, wie ein kleines Kind, in einem Laden schöne Dinge zu entdecken und bin oft verblüfft, welch kreative Produktideen die Menschen hier haben. Jeder Shop war so herzlich eingerichtet und komplett anders, als der nächste. Handgemachte Schmuckstücke, feinste Naturkosmetik, wunderschöne Kleidung. Fast hätte mich das Shoppingfieber erwischt. Doch noch Glück gehabt.



Es klingt alles sicherlich sehr schön, aber ich möchte auch die andere Seite mit euch teilen.
**Warnung: Ich beschreibe einen Unfall**
Nachdem ich abends an der langen Küstenstraße Richtung Hostel lief, kam mir ein Auto entgegen, das extrem beschleunigte. Sicher 100 km/h. Keine 5 Sekunden später hörte ich einen lauten Knall. Erschrocken drehte ich mich um und sah wie das Auto frontal in einen Baum fuhr, wo es ein zweites Mal laut knallte.
Ich war wie gelähmt. Noch nie zuvor habe ich einen Autounfall mit eigenen Augen gesehen. Mich überflutete ein Gefühl der Angst, denn ich fürchtete mich auf die Straße zu schauen, ob dort jemand liegt, geschweige nachzusehen, ob der Mann im Auto noch lebt.
Viele Menschen rannten gleich zur Unfallstelle und ich war immer noch erstarrt. Normalerweise würde ich unverzüglich helfen, doch dieser Moment legte mich total lahm.
Schockzustand. Ich lief zum Hostel und musste mich beruhigen. Tränen liefen über mein Gesicht und mein Herz klopfte schnell. Für meine feinfühlige Ader war das zu viel. Der Knall hallte in meinem Gedächtnis nach… und das den ganzen Abend lang.
Später ging ich mit einer lieben Französin, die mich zuvor tröstete, auf ein Glas Wein. Wir hatten tiefe Gespräche, über Gott und die Welt, welche uns sehr verbunden haben. Schön, dass man mit wildfremden Menschen solch innige Konversationen führen kann, als hätte man sich zuvor schon gekannt.

Während unserer Unterhaltung fand eine Verfolgungsjagd quer durch den Ort statt. Wieder erstarrte ich, als die Reifen der sechs Streifenwagen quietschten. Napier hat es echt in sich. Mittlerweile weiß ich, dass hier verschiedene Gangs leben und ihre Reviere verteidigen bzw. immer wieder in Konflikt mit der Polizei treten.
Übrigens habe ich an dem Abend noch einen Engländer beim Billard spielen in die Pfanne geschmissen. Seinem Ausdruck nach, hatte er nicht damit gerechnet, dass er verlieren wird. Es war auf jeden Fall mega lustig.
Was ich euch auch nicht vorenthalten will? Seht selbst. 😉
Neuseeland bleibt spannend.
Next Stop —> Wellington, die Hauptstadt von Neuseeland.