Es war damals ein turbulenter Morgen auf dem Weg nach Magnetic Island. Ich hatte mehrere Nachrichten auf meinem Handy von Freunden von meiner Reise, ob alles ok ist bei mir. Etwas verwundert war ich schon, denn was soll mit mir sein? Ich musste früh zum Bus und hab mich dann auch noch verlaufen. Innerlich war ich ein bisschen angespannt, aber ich kam trotzdem rechtzeitig an, sodass ich noch beim Buscafé Koffein tanken konnte.
Beim Einchecken in den Bus traf ich Laura aus Deutschland, die ich vor über einem Monat zuvor in Byron Bay kennengelernt habe. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Zu unserer Überraschung haben wir sogar das selbe Hostel auf Magnetic Island gebucht.
Endlich waren wir auf dem Weg nach Townsville, von wo aus die Fähre nach Magnetic Island fuhr. Nun konnte ich in Ruhe meine Nachrichten checken.
In meinen Adern stockte das Blut. Freunde hatten mir einen Newsbeitrag geschickt, von einem verunglückten Greyhound-Bus mit drei Todesopfern (Das ist die Reisebuslinie, mit der ich durch Australien reiste). Ich saß in diesem Moment genau in dem gleichen Bus, zur selben Zeit, in die gleiche Richtung, der am Tag zuvor auf dem Weg nach Townsville verunglückte. Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf, denn eigentlich wäre ich auch in dem Bus gesessen. Aufgrund des Wetters, habe ich damals meine Segeltour in Airlie Beach um einen Tag verschoben. Somit saß ich nun im gleichen Bus einen Tag später… Innerliche Unruhe stieg in mir auf, denn ich habe Menschen in Airlie Beach kennengelernt, die sich in dem Bus befanden. Gleich kontaktierte ich alle, die mir in den Sinn kamen. Tage später habe ich in den internationalen Nachrichten ein Interview gesehen, in dem meine ehemalige Zimmerkollegin den Busunfall überlebt hat. Der Grund war, dass sie den ihr zugeteilten Platz wechseln musste. Eine Entscheidung, die über ihr Leben entschied. Mir wurde richtig übel…
Das war einer der Momente, wo ich meinen Schutzengeln unendlich dankbar war. Im Bus hatte ich viel Zeit, um nachzudenken und ein unbekanntes Gefühl überzog meinen Körper. Es war kein schlechtes, aber auch kein gutes Gefühl. Ab dem Zeitpunkt wusste ich jedoch, dass das Leben jeden Tag vorbei sei kann. Viele Menschen sehen das Leben wahrscheinlich als selbstverständlich, was ich zuvor auch tat. Doch dieses Ereignis veränderte etwas in mir. Meine Lebenszeit hat für mich nun einen ganz anderen Stellenwert.
Nachdem ich den Schock ein wenig verdaut habe, fiel mir ein, dass es auf der Insel keinen richtigen Lebensmittelladen gab.
Ich musste noch in Townsville einkaufen gehen, damit ich was zu essen habe. Der Laden war eine halbe Stunde vom Hafen entfernt – und ich hatte nur eine Stunde Zeit, bis die Fähre abfuhr.
Laura passte auf mein ganzes Gepäck auf und ich rannte wie eine Verrückte durch Townsville Richtung Einkaufsladen. Währenddessen entschied ich ziemlich schnell, was ich alles brauchte. Innerhalb von fünf Minuten war alles eingekauft, um eine Woche auf der Insel essen zu können. Mit einer vollen Einkaufstasche rannte ich wieder zurück. Drei Minuten vor Abfahrt kam ich komplett verschwitzt am Hafen an. Jetzt ging’s auf die Fähre. Was man nicht alles so auf einer Reise macht…
Magnetic Island ist eine recht tropische Insel und wunderschön.
Laura und ich waren sogar in der selben Hütte, denn das Hostel war eher ein Campingplatz, sogar mit einem eigenen Koalagehege.
Für uns ging es direkt an den Strand, wo wir etwas entspannen konnten – das brauchte ich jetzt.
Wir blieben bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Immer wieder zieht mich dieses Szenario in den Bann, sodass es mich schon fast hypnotisiert. Das Farbenspiel am Himmel ist unglaublich. Von Violett, Blau über Rosa bis hin zu Orange, und am Ende bleibt dieser intensive rote Streifen am Horizont. Kaum zu glauben, was uns die Natur hier wieder für eine Show bietet.
Das nächste Highlight wartete am nächsten Tag auf mich. Laura und ich wanderten zu den bekannten „The Forts“, welches verfallene Militärgebäude sein sollen. Die Temperaturen waren heiß und das im australischen „Winter“.
Auf dem Weg nach oben soll die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein, wilde Koalas zu sehen. Beide hielten Ausschau in alle Richtungen. Wir entdeckten aber vor allem Schlangen, Spinnen, Echsen und sogar eine Stabheuschrecke. Um die nächste Ecke gebogen versammelten sich einige Menschen. Da war er – mein allererster und einziger Koala in meinem Leben und das in freier Wildbahn. Ein wirklich schöner Moment, welcher mein Tierherz aufblühen ließ.
An den weiteren Tagen habe ich meine Zeit am Strand verbracht, mich mit meiner anderen Freundin Nine zum Kaffee trinken getroffen, Sonnenuntergänge fotografiert und viel mit meinem Buch, das von Persönlichkeitsentwicklung handelt, gearbeitet. Schlussendlich verbrachte ich eine Woche auf Magnetic Island, auf der ich eine wunderbare Zeit hatte.
Es ging wieder zurück nach Townsville, wo ich zwei Nächte für die Durchreise blieb. Der letzte Stop meiner Reise stand bevor. „Ist es wirklich schon so weit?“, dachte ich mir.
Next Stop —> Cairns, weiter nördlich.