Ein stinkend schöner Ort – Das ist Rotorua

Noch nicht mal aus dem Bus ausgestiegen, stieg mir schon der Geruch von faulen Eiern in die Nase. Ich dachte mir nur, wie ich den Geruch die nächsten 4 Tage aushalten werde. 

Im Hostel angekommen, dröhnte mir schon Partymusik entgegen. Alle Räume waren sehr bunt eingerichtet. Zusammengewürfelte Möbelstücke, verrückte Dekoration und ein Whirpool durften natürlich nicht fehlen. Fancy.

Angekommen im Zimmer, lernte ich sofort wieder zwei deutschsprachige Mädels kennen. Wir verstanden uns gleich und erkundeten gemeinsam bei einem Spaziergang den Ort Rotorua. 

Warum es in Rotorua stinkt? Der wahre Schatz dieses Ortes sind wohlgemerkt die schwefelhaltigen Thermalquellen.

Aus der Ferne sah ich schon Dampfwolken aufsteigen. Immer wieder kroch mir der faule, warme Geruch schubweise in die Nase. Sehr gewöhnungsbedürftig (muss gerade schmunzeln). Als wir vor den heißen Pools standen, überkam mich ein schönes mystisches Gefühl. Elegant schwebte der Dampf über das Wasser, die Sonne fand noch ihren Weg durch den wolkenbedeckten Himmel und glitzerte, währenddessen smaragdgrüne Pflanzen die Pools umgarnten. Wow…


Da es am nächsten Tag regnen würde, buchte ich mir ein Ticket für das bekannte Polynesian Spa. Die Vorfreude, mich erholen zu dürfen, war groß, denn ich war noch nicht im Einklang mit dem neuseeländischen Rhythmus. 

Ein Wellness-Vormittag vom Feinsten. 40 Grad heiße Becken. Nach 2 Stunden völlig aufgeweicht vom Wasser, wäre ich fast eingeschlafen.

Am darauffolgenden Tag ging es jedoch actionreich weiter. Ein Shuttle holte Lina und mich ab und wir düsten zum Wildwasser Rafting. Unser Guide wies uns auf bevorstehende Gefahren hin, denn wir würden bald den höchsten Wasserfall mit einer Höhe von 7m hinunter raften. Vom Herausfallen aus dem Boot bis hin, dass man alleine im Wasserfall steckenbleiben könnte, kann alles passieren. Ok, soll ich das wirklich durchziehen? No risk, no fun. Oder? 😉

Sehr cool war auch die ältere Dame (sicher schon über 70), die neben mir im Boot paddelte. Wilde Socke, würde ich mal so sagen. Bevor wir starteten, wurde auf Maori ein Gebet gesprochen, welches uns alle beschützen soll. Und ab ging die Post. Ca. 1h sind wir durch den Fluss geraftet, mussten diverse Manöver ausüben und haben 3 Wasserfälle überlebt, auch den höchsten. Es war eine von Adrenalin getriebene Erfahrung, welche sichtlich Spaß gemacht hat.


Neuer Tag, ein neues Abenteuer. Es führte mich nach Wai-O-Tapu, welches als thermisches Wunderland betitelt wird. Unser Busfahrer erzählte verrückte Räubergeschichten, wie er auf seinem Motorrad durch Rotorua fuhr und auf einmal die Straße unglaublich bebte und sich „wellte“. Ein Erdbeben von Stärke 6 überraschte ihn. Er konnte noch schnell umdrehen und nach Hause rasen, ohne verletzt zu werden. Klingt unglaublich. 

Was er noch über seine Heimat sagte: „When it smells like fart, it smells like home.“

Ich kann es manchmal nicht in Worte fassen, wie beeindruckend diese Natur ist und welches Farbspektrum sie uns zeigt. Früher glaubte ich, Neonfarben sind künstlich, doch mittlerweile weiß ich, dass diese genauso natürlichen Ursprungs sind. Seen, in stechendem Grün, die vor Hitze nur so dampften, hielten mich in Atem. Wie, als wäre man auf einem anderen Planeten. 


Am Ende meiner kleinen Wanderung in Wai-O-Tapu bemerkte ich Ostösterreicher vor mir, welche die ganze Wegbreite in Anspruch nahmen. Als ich an ihnen vorbei lief, entschuldigte sich einer auf Englisch bei mir. Ich meinte auf Deutsch „Alles gut“. Daraufhin seine Bemerkung: „Ach, die Deutschen wieder.. laufen immer schneller, als alle anderen.“ Daraufhin erklärte ich ihm, ich wäre Österreicherin, aus Vorarlberg. Der Herr lachte etwas herablassend und sagte, ich bin doch keine Österreicherin, sondern eine Schweizerin. Mit einem Lächeln erwiderte ich: „Es wäre schön, wenn auch der Rest von Österreich uns als Teil davon sehen würde.“ 

Er grinste wieder etwas abwertend und meinte, es wäre besser, wenn der Berg (Arlberg) zwischen uns bleibt und er wünsche mir noch viel Spaß. AHA. Ich lachte nur und bedankte mich. 

Ein paar Meter später kam der Herr nochmal auf mich zu und fragte herausfordernd, ob ich denn hier in Neuseeland arbeiten müsse, dass ich mir das überhaupt als junge Frau leisten kann. Mit breitem Grinsen erklärte ich, wir in Vorarlberg (direkt neben der Schweiz😉) würden so viel verdienen, dass wir sowas nicht nötig haben und kehrte ihm den Rücken zu.

Innerlich schmerzte es ihn mir. Von den eigenen Landsleuten diskriminiert zu werden, ist wirklich unglaublich – und das auf der komplett anderen Seite der Welt. 

Liabe restliche Östarriecher, 

mir Vorarlberger:innen sind gar net so schlimm, wia ihr vielliecht denkan. Mir sind a nettes, cooles und engagiertes Volk, übrigens mit guatem Käs 😉. Es brucht ab und zua Mut und viel Kraft an Berg zu erklimma, aber wenn ma es gschafft hot, hot ma oh meistens an traumhafta Ausblick (ufs Ländle). Oftmols befindet sich hinter na Bergspitze wahrlich des schöanste Paradies 🏔️.

P.S. Bitte mit Humor nehmen.

Nach den 4 Tagen in Rotorua konnte ich den faulen Geruch nicht mehr wahrnehmen.
Es war schön hier. Zum Abschluss kaufte ich mir eine besondere Maori-Kette, welche für Neubeginn, Hoffnung und Freundschaft stehen soll. Sind wir mal gespannt…

Next stop —> Taupo.