Unheimlicher Aufenthalt in der Hauptstadt Canberra.

Um 6:00 Uhr morgens bin ich mit dem Bus in Canberra angekommen. Es war stockdunkel, kalt und ich komplett müde von der nächtlichen Busfahrt.

Laut meinem Hostel soll ein früher Check in möglich sein, jedoch hat das schon mal nicht funktioniert. 

Während ich zum Hostel lief, sah ich einen jungen Mann aus dem Bus, der neben meinem Hostel vor einem Hotel stehen blieb. Ich habe ihn angesprochen. Kik, so hieß er, suchte nach einem Gepäckraum, den er gebucht hat, aber nicht an dem Ort ist, wo er sein sollte. Gemeinsam haben wir versucht mein Hostel zu kontaktieren und seinen Gepäckraum zu finden. Beides fehlgeschlagen. Als wir nicht mehr weiter wussten, suchten wir ein Café auf, um die Zeit zu vertreiben, bis wir einchecken konnten.

Nach einiger Zeit trennten sich unsere Wege und endlich hatte die Rezeption des Hostels geöffnet. Ich durfte noch nicht einchecken, aber zumindest das Gepäck zwischenlagern. Die Eingangshalle schien mir merkwürdig, da es eher wie in einem alten Krankenhaus aussah. Mein Gefühl war zwiegespalten. „Hoffentlich sind die Zimmer gemütlicher…“, dachte ich.

Ich lief durch den Stadtkern, welcher als Oktagon gebaut wurde. Die Gegend fühlte sich irgendwie komisch an. Es war alles sehr steril und kahl. Etwas emotionslos würde ich sagen. Später holte ich mir ein Sandwich als Mittagessen und setzte mich auf eine Parkbank. Keine Menschenseele war da, außer fünf Vögel, die darauf hofften, dass ich was von meinem Essen abgebe, und ein Obdachloser, der wild durch die Gegend schrie. Okay, bin ich wirklich in der Hauptstadt von Australien?

Ich ging weiter zu einem Museum, dass ganz nett war und dann durch einen Park, der zu einem See führte, der für mich aussah, als wäre er künstlich angelegt. Die ganze Umgebung wirkte sehr verlassen. Das Panorama, welches mich umgab, war auch mit viel Beton versehen. Leider fühlte ich mich zum ersten Mal richtig unwohl und alleine. Canberra ist definitiv nicht das Highlight auf meiner Reise.


Zurück im Hostel konnte ich endlich einchecken. Auf dem Weg zu meinem Zimmer begegneten mir sehr suspekte Menschen, die bestimmt keine Reisenden waren. Ich spürte, dass hier etwas nicht stimmt. Im Zimmer angekommen fühlte ich mich wie in einem Gefängnis. Metallbetten lieblos in die Ecke gestellt, zwei große Plastikmülleimer und ich ganz alleine in dem Frauenzimmer für acht Personen. Wow, was habe ich nur hier gebucht.. Die Müdigkeit machte mir sehr zu schaffen, also beschloss ich einen kurzen Powernap zu machen. 

Erschrocken wachte ich auf, denn vor meiner Tür lachte ein Mann wie ein Verrückter aus einem Gruselfilm. Ich übertreibe nicht. Er stand bestimmt über 10 Minuten vor meiner Tür und ich hatte zum ersten Mal ein wenig Angst. Nachdem er verschwunden war, nahm ich meine Lebensmitteltasche und ging in die Küche. Die Ablageflächen sowie das Geschirr waren sehr dreckig. Die Kühlschränke sahen auch nicht appetitlich aus. Ich entschied mich dazu, nicht zu kochen, sondern nur mein restliches leeres Brot zu essen. Innerlich war ich fast am Verzweifeln. „Isabel, beruhige dich. Das ist nur eine günstige Unterkunft…“

Spätabends um 10.00 Uhr zog noch eine weitere junge Frau in mein Zimmer ein. Sie fragte mich, ob ich mit ihr und noch jemandem vom Hostel fortgehen möchte, entschied mich aber dagegen. Keine halbe Stunde später kam sie völlig aufgelöst zurück und meinte, dass der Typ sich ganz komisch verhalten würde. Ich fragte sie, ob alles ok ist. Gott sei Dank, ist nichts passiert. 

Dieser Ort und dieses Hostel lösten in mir das Gefühl aus, dass ich meine Familie, meine Freunde und meine Katzen sehr vermisse. Jedoch hatte ich noch eine zweite Nacht gebucht. Ich hatte mir mehrfach überlegt, ob ich nicht einfach in ein Hotel gehen sollte. Andererseits wollte ich nicht viel Geld für ein Hotelzimmer ausgeben. 

Am nächsten Tag besuchte ich den Lake Burley Griffin und spazierte dort entlang zum Nationalmuseum, welches sehr interessant war. Die Geschichte der Aborigines inspirierte mich und war beeindruckt von dem ausgestellten Kulturerbe der Vergangenheit. Nach dem Museum ging es weiter Richtung Regierungsviertel. Kennt ihr den Film „Tribute von Panem“ und dessen Kapitol? Canberra gab mir genau das Gefühl, als wäre ich dort. 

Als ich zurück im Hostel war, ging ich direkt in mein Zimmer und hoffte nur, dass die Zeit schnell vergeht. Wieder unten in der Küche angelangt, stand eine Person am Herd und stach die ganze Zeit in etwas der Pfanne hinein und redete ganz wirres Zeug. Das Verhalten war definitiv nicht normal und da schlugen bei mir schon wieder die Alarmglocken.

Die Frau vom Vortag war nicht mehr da. Dafür checkten zwei weitere Frauen ein, worüber ich sehr froh war. Ich ging extra früh schlafen, aber um 12:00 Uhr nachts zogen auf einmal zwei Männer ein. Das ist jetzt nicht wahr, oder? Ich habe extra ein Frauenzimmer gebucht und dafür mehr bezahlt… Ich wollte einfach nur noch raus aus diesem Gebäude.. aus dieser Stadt.

Was für ein Erlebnis in Canberra 😅

Um 7:00 Uhr am nächsten Tag ging mein Bus nach Sydney.
See you soon Sydney…