Ostern in Christchurch.

Es war Ostersonntag. Von Dunedin nach Christchurch verging die Busfahrt sehr schnell, da ich ein tolles Gespräch mit meinem Sitznachbar aus Kanada hatte. Als ich ihm Fotos von Vorarlberg zeigte, meinte er, dass es bei ihm zuhause genauso aussieht. Es gibt wohl doch noch ein zweites Vorarlberg auf dieser Welt.

Kaum in Christchurch angekommen, erkundete ich gleich die Umgebung. Ein paar Meter vom Hostel entfernt, befand sich das Arts Centre. Ein etwas rustikales Gebäude im Neogotik-Stil. Wirklich sehr beeindruckend.

In der Unterkunft wartete Melody auf mich. Wir haben in Queenstown ausgemacht, gemeinsam Ostern zu feiern, damit wir es nicht alleine müssen. Wir haben Uno gezockt, gesnackt, über das Leben gesprochen und zum Schluss noch Pool gespielt. Pool ist ähnlich wie Billard, nur dass die Kugeln sowie der Tisch kleiner sind. Ostern war anders, aber toll.

Den nächsten Morgen verbrachte ich damit, den restlichen Plan für Neuseeland zu fixieren. Ungefähr 3 Wochen hatte ich noch bis zu meinem Flug nach Australien übrig. Die Zeit vergeht schnell, ich sag’s euch… Fast schneller als zu Hause. Nachmittags verschlug es mich dann (natürlich wieder) in ein großes Kunstmuseum, bestückt mit historischer, moderner sowie neuseeländischer Kunst. 

Später lief ich etwas außerhalb des Stadtkerns umher und schaute mir die Nachbarschaft an. Ich finde es unfassbar spannend, die Wohngegenden in den Orten anzusehen. Der Baustil, die Leute, das ganz normale Leben, aber eben in Neuseeland. Mir gefällt es, wie einfach oder auch anders die Kiwis leben. Oftmals werden die Häuser sehr funktionell gebaut und zum Teil nur ebenerdig, wegen der erhöhten Gefahr eines Erdbebens.


Jeden Tag mache ich wirklich sehr viele Schritte, durchschnittlich ca. 15.000-20.000. Aus diesem Grund bin ich abends immer müde und gehe oft frühzeitig ins Bett. Hier bin ich wirklich brav 😄. 

In das Museum „Quake City“ ging es für mich am dritten Tag. Der Fokus lag auf dem schweren Erdbeben von 2011, welches große Bereiche der Stadt zerstörte und viele Menschenleben kostete. Die Videoaufnahmen von Überwachungskameras ließen meine Adern erfrieren, wie Menschen um ihr Leben rannten und Trümmer von hoch oben auf die Straßen prallten. Eine Station weiter im Museum gab es einen kleinen Kinoraum, in welchem Interviews mit Betroffenen abgespielt wurden. Bestimmt eine Stunde lang hörte ich mir die Erzählungen an, während mir dauerhaft Tränen über das Gesicht liefen. 

Ich schätze es sehr, dass meine Heimat ein sicherer Ort ist, an dem so gut wie keine Naturkatastrophen entstehen. Man kann sich kaum vorstellen, was diese Menschen wohl durchgemacht haben müssen und habe wahnsinnigen Respekt davor, wie schnell die Menschen dort ihre Heimat wieder aufgebaut haben. 

Nach diesem emotionalen Museumsbesuch benötigte ich etwas Entspannung und lief quer durch den botanischen Garten (… den es wohl in jeder größeren Stadt in Neuseeland gibt 😄). Ich schlug Wurzeln im Rosengarten und roch gefühlt an jeder einzelnen Rose. Jede Sorte hatte einen einzigartigen Duft, von zitronig über pudrig bis hin zu würzig-süß. Ich war verblüfft, denn ich kannte nur den „normalen“ Rosenduft. Ein paar Meter entfernt entdeckte ich einen älteren Herrn, der genauso wie ich, an jeder Rose roch und begeistert von den Gerüchen war. Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht. Ein schönes Erlebnis.


Christchurch war berührend. Nun wartete Kaikoura auf mich.