Greymouth ist eine kleinere Stadt, die schon viel durchmachen musste. Mehrere Minenunglücke hinterließen tiefe Wunden bei den Bewohner:innen. Bewusst wurde mir das während einer Tagestour, als ich einen der Unglücksorte besuchte. Mehr dazu später.
Über dieser Stadt hing eine eigenartige Energie, die ich nicht ganz zuordnen konnte. Irgendwie nicht so heimelig, wie Nelson oder Picton. Auch das Hostel schien wie ausgestorben, obwohl es einen netten Eindruck machte. Es fühlte sich so an, wie eine Geisterstadt. Jedoch entdeckte ich auch hier eine kleine Art Galerie, in der ich die einzige Besucherin war.
Für den nächsten Tag habe ich eine Tour entlang der Westküste gebucht. Zuerst schien mir diese zu teuer, dann kam mir aber der Gedanke „Ich bin doch nur einmal hier.“ Mittlerweile habe ich mit diesem Gedanke einige Aktivitäten gebucht 😅. Der Ausflug hat sich definitiv gelohnt.
Frühmorgens holte mich Jackie, unser Guide, mit einem kleinen Bus ab. Darin saß noch eine junge Frau aus Kanada. Und das war die gesamte Gruppe. Zu dritt fuhren wir zu den Pancake Rocks, die vor Millionen von Jahren durch ein gewaltiges Erdbeben entstanden sind. Einfach nur atemberaubend.





Weitere Stops an der Westküste hatten es auch in sich. Vor allem als wir zu den Felsen kamen, wo eine große Herde von Seelöwen lebte. Für mich wirkte es so, als würden sich diese in Gruppen aufteilen. Junge Seelöwen gemeinsam am Spielen und Raufen, die Eltern beim Kaffeetratsch am Strand und die ganz Alten auf überdimensionalen Steinen am Faulenzen. Ich hätte stundenlang zuschauen können, denn es war ein zuckersüßer Anblick, die Glückseligkeit dieser Tiere in freier Wildbahn zu beobachten.


Mein Magen knurrte schon und wir freuten uns alle auf typisch neuseeländisches Essen. Sogenannte Pies (Kuchen) mit deftig würzigen Füllungen. Jackie erklärte uns: „Normally it is a Kiwi thing to grab two beers and pies and to sit somewhere.“ Ich fragte sie, ob man so einen Kiwi-Mann beeindrucken kann. Jackie lachte und meinte: „Oh dear, they will marry you immediately.“ 😉 Der Pie war unglaublich gut, sowie auch das Dessert.


Anschließend besuchten wir in Westport eine Brauerei, wo nur ich eine Bierverköstigung machte. Die anderen zwei mögen kein Bier. Wenn ihr jemals in Neuseeland seid, probiert das „Kiwi Dark“. Es hatte ein bisschen was von Espresso Martini und der Geschmack war wirklich gut.
In Reefton, welches der erste Ort mit Elektrizität in ganz Neuseeland war, wartete die nächste Verköstigung auf uns. Unterschiedlichste Gin-Sorten durften wir probieren, welche jedoch sehr ähnlich schmeckten.
Zum Schluss fuhren wir zur historischen Denkmalstätte, wo sich 1896 das erste Minenunglück ereignete. Die Geschichte zu lesen und die Bilder der Zerstörung zu sehen, rief ein tiefes Gefühl der Trauer in mir hervor. Als wir vor dem dunklen Eingang der Mine standen, überzog mich eine kalte Welle mit Gänsehaut. Man spürte sofort, dass sich hier etwas Schreckliches ereignet hat.


Vielen Dank an Jackie, die sich sehr bemüht hat, uns alles über Greymouth und die Westküste zu erzählen und auch zu zeigen. Ein spannender Tag, den ich nicht so schnell vergessen werde.
Den nächsten Tag verbrachte ich nur damit, meine Reise weiter zu planen und ein wenig auszuruhen. Reisen kann auf eine gute Weise auch sehr anstrengend sein.
Zu meiner Überraschung traf ich mich abends mit Mathias und seinem Vater, zwei Vorarlberger, die ebenfalls durch Neuseeland reisten. Ein paar Wochen zuvor habe ich erfahren, dass sie zur gleichen Zeit, wie ich, hier unterwegs sein werden. Ein schöner Abschluss in dem vermeintlich ausgestorbenen Ort.
Next Stop —> Franz Josef. Ja, genau. Ihr habt richtig gelesen… Wie der Kaiser von Österreich. 😄